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Anatomie des Kniegelenkes

ÜBERSICHT

Das Kniegelenk ist das größte Gelenk des menschlichen Körpers. Hier verbinden sich der Oberschenkelknochen (Femur), das Schienbein (Tibia) und die Kniescheibe (Patella) miteinander. Dieser Aufbau ermöglicht uns eine Beugung bis 140° und manchmal , insbesondere bei Damen, eine leichte Überstreckung von 5°. Die Kniescheibe gleitet in einer Gleitrinne über den Oberschenkelknochen welche vor allem vor einem seitlichen herausspringen schützt. Bei einem Schritt lastet teilweise das Fünffache des Körpergewichtes auf dem Gelenk.

Gelenkskapsel

Das gesamte Gelenk wir von einer großen Gelenkskapsel umschlossen. Diese ist an der Innenseite mit einer Schleimhaut ausgekleidet, welche Gelenksflüssigkeit produziert. Diese Flüssigkeit ernährt den Gelenksknorpel und reduziert die Reibungskräfte der einzelnen Gelenkspartner. Bei Meniskusschäden, Knorpelverletzungen, oder anderen Reizzuständen im Gelenk wird vermehrt Flüssigkeit produziert. Durch den zunehmenden Druck kann die Flüssigkeit an einer Schwachstelle der Gelenkkapsel nach hinten austreten und es bildet sich die sogenannte Bakerzyste. Die Flüssigkeit kann sich wieder selber resorbieren (aufsaugen) wenn der Reizzustand ausgeschaltet wird. Daher ist die Bakerzyste nur als Symptom eines anderen zu Grunde liegenden Problemen zu werten.

Knorpel

Die Oberflächen der Gelenkspartner sind mit einer glatten hyalinen Knorpelschicht überzogen, welche eine reibungsfreie Beweglichkeit ermöglicht. Er fungiert als Stossdämpfer und Schutzschicht für den Knochen. Da der Knorpel keine eigene Blutversorgung hat, kann keine primäre Heilung stattfinden. Außerdem ist der Knorpel nicht durch Nerven versorgt, weshalb ein Knorpelschaden alleine nicht schmerzhaft ist. Erst wenn die Schleimhaut der Gelenkskapsel, die das ganze Gelenk umgibt durch einen Knorpelschaden gereizt wird, oder der Knochen frei liegt, treten Schmerzen auf.

Meniskus

Zwei Menisci liegen zwischen der Knorpelschicht des Oberschenkels und des Unterschenkels und fungieren als Stossdämpfer, da sie die Oberfläche der Gelenksfläche vergrößern. Sie haben eine halbmondartige Form und können dadurch in allen Beugungsgraden die Last des Körpergewichts ideal verteilen. Der Aussenmeniskus (Meniskus lateralis) kann sich bis zu 2cm zwischen Streckung und Beugung nach vorne und hinten mitverschieben. Der Innenmeniskus (Meniskus medialis) ist weniger flexibel, da er mit der Gelenkskapsel fest verbunden ist. Dadurch ist er bei Traumata auch verletzungsanfälliger. Nach einer vollständigen Entfernung eines Meniskus können die Druckspitzen auf den Knorpel um das 200fache ansteigen, daher ist ein frühzeitiger Abnützungseffekt des Gelenkes vorprogrammiert. 

Der Meniskus wird wegen seiner reduzierten Durchblutung und damit auch reduziertem Heilungspotenzial in drei Zonen eingeteilt. Die basisnahe „rote Zone“ wird durch kleinste Blutgefäße versorgt, weshalb hier eine Narbenbildung nach einer Meniskusnaht möglich ist. Auch in der mittleren „rot-weißen“ Zone sind letzte Ausläufer von Blutgefäßen zu finden. Auch hier ist eine Meniskusnaht noch denkbar. In der Innersten, gelenknahen „weißen Zone“ besteht keine Durchblutung mehr, weshalb eine Heilung hier nicht mehr möglich ist. Unter Spezalisten herrscht um einer frühzeitige Arthroseentwicklung vorzubeugen das Credo „Save the Meniskus!“

Aufbau des Meniskus inkl. Beschriftung der einzelnen Teile
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Bänder

Ein Komplexes Zusammenspiel zwischen Knochen, Bandkomplexen, Muskelansätzen und Sehnen stabilisieren das Gelenk auch unter maximaler Belastung, wie z.B. beim Sport. Vereinfacht unterscheidet man 4 Haupt Bänder welche das Knie gegen Rotation und Achsverkippungen schützen. 

Das vordere Kreuzband und hintere Kreuzband finden sich zentral im Gelenk und stabilisieren dieses, in allen Beugungsgraden, einerseits gegen Rotationsbewegungen und andererseits gegen Bewegungen nach vorne und hinten. Beide Bänder bestehen aus zwei Hauptbündel, die gegeneinander verdreht sind. Die Kreuzbänder sind zu jedem Zeitpunkt gespannt, unabhängig ob das Knie gerade gestreckt oder gebeugt wird. Das vordere Kreuzband stoppt ein Gleiten des Unterschenkels nach vorne, das hintere Kreuzband verhindert ein wegrutschen nach hinten.

Der Innere- und Äußere Seitenbandkomplex stabilisieren das Kniegelenk gegen seitliche Bewegungen. Das Innenband hat eine durchschnittlichen Länge von 7-9cm und ist in seinem Verlauf mit der Basis des Innenmeniskus verbunden. Aufgrund dieser starren Situation neigt es sehr viel eher zu Verletzungen im Vergleich zum Außenband. Dieses ist ein selbstständiges Band welches vom Oberschenkel zum Wadenbeinkopf zieht.

Bei Verletzungen einer oder mehrerer dieser Bänder entstehen leichte bis schwere Instabilitäten, die je höher der Anspruch an das Gelenk ist im Verlauf Knorpel und Menisksusschäden verursachen können. Durch das schlechte Heilungspotenzial beider Strukturen entstehen im Verlauf irreversible Abnützungen, die bis in das Vollbild der Arthrose münden können. 

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Kniescheibe

Die Kniescheibe (Patella) ist das größte Sesambein des menschlichen Körpers und ist in der Quadrizepssehne (Oberschenkel Strecker) eingelagert. Durch die Verlängerung des Hebelarmes vervielfacht sie die Kraftentwicklung des Quadrizeps. Und verteilt die enormen Kräfte auf die Gelenksfläche. Ihre Unterseite ist vollständig mit einer dicken Knorpelschicht überzogen. In Beugung und Streckung legt die Kniescheibe ca. eine Strecke von 8-10cm zurück und gleitet dabei ab 30° Kniebeugung in die Gleitrinne (Trochlea) des Oberschenkels ein. 

Aufgrund der hohen Kräfte die auf das Kniescheibengelenk (Patellofemorale Gelenk) wirke, ist dieses besonders häufig von Arthrose betroffen. 

Sehnen des Kniegelenkes

Natürlich ist das Kniegelenk weitaus komplizierter als nur Bänder, Knochen und Meniskus. Dies sind die statischen Stabilisatoren des Gelenkes. Die das Gelenk umgebenden Sehnen und Muskeln, sind die dynamischen Stabilisatoren. Sie haben einen oftmals unterschätzte Rolle, sind aber für vielerlei Knieschmerzen, Verletzungen und vor allem Überlastungssyndrome verantwortlich.

Der vier köpfige Quadrizeps mit der Quadrizepssehne und der von der Kniescheibe zum Unterschenkel ziehende Patellasehne ist der stärkste Strecker des Kniegelenkes. Das Patellaspitzensyndrom, Degenerationen oder Risse der Quadrizepssehne, sowie Patellasehnenrisse, sind nur einige typische Verletzungsmuster dieser Region. 

Die für die Kniebeugung verantwortliche Muskulatur besteht aus dem Bizeps femoris (zweiköpfiger Beugemuskel welcher am Wandenbeinkopf ansetzt) und der Hamstring Muskulatur (Semimembranosus, semitendinosus, Grazilis). Ein Teil der Hamstringmuskulatur setzt gemeinsam an der Innenseite des Unterschenkels knapp unterhalb des Gelenkspaltes an. Hier ist zur Reduktion der Reibungskräfte ein Schleimbeutel eingelagert welcher immer wieder bei sportlichen Überlastungen für Reizzustände verantwortlich ist. An der Aussenseite befindet sich eine lange Faszienplatte (tractus iliotibialis) welche ebenfalls knapp unterhalb des Gelenkes ansetzt. Auch hier entstehen insbesondere bei Läufern regelmäßig Schmerzen, weshalb Reizzustände in diesem Bereich als das Läuferknie bekannt sind.

Die Wadenbeinmuskulatur (gastrocnemius medialis und lateralis) entspringen an der Rückseite des Oberschenkels und ziehen mit der bekannten Achillessehne bis zum Fersenbein.

Typische Verletzungen des Kniegelenkes:

Insbesondere bei Sportarten mit schnellen Richtungsänderungen und mit Köperkontakt stellen ein größeres Risiko für das Kniegelenk da. 

Besonders ein Riss des vorderen Kreuzbandes ist eine relativ häufige Sportverletzung. Aufgrund der schlechten Durchblutung des Bandes und der unmittelbaren durch den Riss entstandene Instabilität, heilt das vordere Kreuzband in der Regel nicht mehr funktionsfähig an seiner ursprünglichen Position an. Bei nicht versorgten Verletzungen dieses Bandes kann das vordere Kreuzband mit dem hinteren Kreuzband vernarben. Es bleibt eine unzureichende Funktion des Kreuzbandes zurück und wird als sogenannte Lambda-Wittek Heilung bezeichnet. Ein vorderer Kreuzbandriss kommt selten singulär vor und wird daher oft von Meniskusrissen, Knorpelverletzungen oder anderen Bandverletzungen begleitet.

Ein Meniskusriss entstehen meist bei Rotationsbewegungen bei fixierten Unterschenkel (Fussball, Skifahren,..)oder bei chronischer Überlastung in Knieenden Berufen. Als Begleitverletzung vom vorderen Kreuzbandriss destabilisiert er das Gelenk zunehmend. Ein eingerissener Meniskus kann ins Gelenk hineinragen und eine funktionelle Hemmung der Beweglichkeit verursachen. Dies muss umgehend von einem Spezialisten untersucht werden, weil sonst Meniskus und Knorpelgewebe zerstört werden. 

Auch Kniescheibenverrenkungen (Patellaluxation) entstehen regelmäßig, wenn entweder ein direktes Trauma gegen die Innenseite der Kniescheibe stattgefunden hat, oder wenn durch eine angeborene Fehlausbildung der Kniescheibenstabilisatoren eine Veranlagung dafür besteht.

Der Innenbandriss ist sicherlich einer der häufigsten Bandverletzungen des Kniegelenkes. Glücklicherweise heilen geringere Verletzung des Innenbandes konservativ weitgehend folgenlos aus. Bei höhergradigen Verletzungen bleibt nicht selten eine Restinstabilität über, weshalb eine Innenbandverletzung immer von einem Sportorthopäden beurteilt werden sollte.

Sportler haben immer höhere Ansprüche an ihre Gelenke und wollen naturgemäß so schnell wie möglich wieder Ihren gewöhnen Sport unter Wettkampfbedingungen ausüben. Daher muss der Sportorthopäde hier oft einen Spagat schaffen, bei dem einerseits der Patient so schnell wie möglich wieder fit ist und andererseits die Verletzung stabil genug ausgeheilt ist um den Belastungen entgegenzuwirken. Auch Folgeverletzungen sollen nicht entstehen, daher ist eine enge Zusammenarbeit mit den Physiotherapeuten essenziell.

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